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Wieder miteinander reden!

Erfolgreicher Start der aufsuchenden Beratung des Jobcenter Stadt Kassel

Auch schon vor der Corona-Pandemie gab es Kund*innen, zu denen aus den unterschiedlichsten Gründen der Kontakt zum Jobcenter ganz oder teilweise abgebrochen war. Zwei Jahre mit Kontaktbeschränkungen und vielen Ängsten haben dieses Phänomen weiter verstärkt. Für das Jobcenter Stadt Kassel sind diese unterbrochenen Kontakte eine unbefriedigende Situation: Wie kann man Menschen helfen, mit denen man nicht ins Gespräch kommen kann? Wie soll man beraten und über Unterstützungsangebote informieren, wenn kein Kontakt besteht, vielleicht noch nicht mal eine Telefonnummer bekannt ist? Wie kann man Schulabgänger*innen auf dem Weg in eine Ausbildung begleiten, wenn diese „von der Bildfläche verschwunden“ sind?

Das Jobcenter Stadt Kassel geht deshalb seit Anfang April 2022 neue Wege, um mit Leistungsbezieher*innen, die den Kontakt zum Jobcenter verloren haben, wieder persönlich ins Gespräch zu kommen. Drei erfahrene Mitarbeiterinnen des Vermittlungsbereichs besuchen die entsprechenden Kund*innen in ihrem privaten Umfeld. Sie stellen dabei die vielfältigen möglichen Unterstützungsangebote vor und leiten diese je nach individueller Problemlage auch gleich in die Wege. Durch dieses kundenorientiere Projekt wird Vertrauen geschaffen und eine Brücke gebaut, um auch diesen alle Hilfemöglichkeiten zugutekommen zu lassen.

Erfolg schon vor dem Start! Die Kolleginnen kündigen ihre Besuche rechtzeitig an, niemand soll in seinem privaten Umfeld „überrumpelt“ werden. So wurden Kund*innen vorab über das Projekt informiert und der geplante Besuchstermin schriftlich angekündigt. Dieses neue Angebot hat gleich mehrere Kund*innen so positiv überrascht und neugierig gemacht, dass sie selbst den Kontakt zum Jobcenter Stadt Kassel gesucht haben und sich über mögliche Hilfen informieren wollten. Aber auch bei den ersten Kund*innen, die bereits persönlich besucht wurden, war die Resonanz gut und es bestehen gute Aussichten, dass dort wieder ein dauerhafter Kontakt aufgebaut wird.

Viele Kund*innen, die den Kontakt zum Jobcenter verloren haben, haben ähnliche Probleme mit weiteren für die Integration wichtigen Behörden oder Einrichtungen, wie beispielsweise Rententräger, Gesundheitsamt oder weiteren Behörden. Zur Unterstützung der drei Mitarbeiterinnen im Außendienst können solche Kund*innen nach der ersten Kontaktaufnahme vom Bildungsträger Sculpture – Institut für Qualifizierung für zunächst vier Monate einen „Life-Coach“ zur Seite gestellt bekommen. Die Coaches unterstützen bei individuellen Problemlagen und Fragestellungen des täglichen Lebens. Sollten die Leistungsberechtigten nach vier Monaten noch weitere Unterstützung zur Stabilisierung brauchen, ist eine Verlängerung des Coachingprozesses möglich. Für das Projekt der aufsuchenden Beratung nutzt das Jobcenter Stadt Kassel zudem mit dem Fahrservice ein neues Dienstleistungsangebot der protex Servicedienste. So können die drei Mitarbeiterinnen auch unterwegs die Termine vor- und nachbereiten.

Die ersten Planungen für die aufsuchende Beratung begannen im Jobcenter Stadt Kassel schon vor Corona, zunächst waren jedoch zahlreiche rechtliche Rahmenbedingungen zu klären. Insbesondere musste sichergestellt sein, dass die Belange des Datenschutzes eingehalten werden, wenn Kund*innen in ihrem privaten Umfeld besucht werden. Aber auch dienst- und versicherungsrechtliche Fragen mussten gelöst werden. Schließlich hat die Corona-Situation das Projekt zwischenzeitlich ausgebremst, da Kontaktbeschränkungen und Lockdowns einzuhalten waren.

 

Das Team der aufsuchenden Beratung startet zu den ersten besuchen