Erfolgsgeschichten

Erfolgreiche Kooperation mit Freiwilligenzentrum Kassel

Teilhabe durch Ehrenamt: Integration in Erwerbstätigkeit durch Integration in die Gesellschaft

 

 

Bei der Mehrheit der Kund*innen mit einem Fluchthintergrund ist im Integrationsprozess das Vorgehen „Spracherwerb – Qualifizierung – nachhaltige Integration“ erfolgreich. Seit 2016 konnten so sehr viele geflüchtete Menschen gut vom Jobcenter Stadt Kassel integriert werden und sind nicht mehr auf die Unterstützung mit Alg II angewiesen.

Das auf die Beratung von Menschen mit einem Fluchthintergrund spezialisierte Team im Jobcenter Stadt Kassel stellte aber auch fest, dass mit dieser Strategie nicht alle individuellen Bedarfe der Kund*innen gedeckt werden können. Im Hinblick auf die vielfältigen (schul-) biographischen Lebensläufe wurde deutlich, dass reguläre Lernformen nicht bei allen Kund*innen zum erwünschten Erfolg führen. Insbesondere, wenn Kund*innen sich außerhalb der Unterrichtszeiten nur im eigenen Sprachmilieu bewegen und die erworbenen Sprachkenntnisse nicht anwenden.

 

Integration neu gedacht

Aus der Unzufriedenheit heraus, nicht alle Menschen erreichen und gesellschaftlich integrieren zu können, wurde vom Fluchtteam eine besondere Arbeitsgelegenheit entwickelt, welche im Februar 2021 startete. Unter Federführung von Lea Sechtling wurde gemeinsam mit Martin Schäfer vom Freiwilligenzentrum Kassel ein Projekt entwickelt, dass für alle Kund*innen mit Fluchthintergrund eine Integration, ein „Ankommen“ ermöglichen soll – egal, ob körperliche Einschränkungen bestehen, ob traumatische Kriegs- oder Fluchterfahrungen die Eingliederung bremsen oder andere Hemmnisse bestehen. Die Idee hinter dem Projekt „Soziale Teilhabe fördern durch Ehrenamt“ ist, damit einen Türöffner in die Gesellschaft anzubieten, wodurch in der Folge weitergehende Integrationen auch in den Arbeitsmarkt überhaupt erst möglich werden.

Bei der Auswahl der Einsatzstellen wird in diesem Projekt einerseits sehr stark darauf geachtet, was zu den Kund*innen „passt“, oder wo sich mögliche Anknüpfungspunkte in der Biographie finden. Andererseits wird aber auch über den Tellerrand geschaut und Integrationen in eher untypischen Bereichen angedacht – den syrischen Mann in einer Kindertagesstätte an den Bereich der Erziehung heranzuführen widerspricht vielleicht den Klischees, funktioniert aber sehr erfolgreich. Das Freiwilligenzentrum Kassel hat dafür ganz unterschiedliche Einsatzstellen im ehrenamtlichen Bereich entwickelt, um wirklich individuelle Angebote unterbreiten zu können. Die derzeit größte Einsatzmöglichkeit besteht beim Sozialen Friedensdienst in Rothenditmold, daneben gibt es aber auch Angebote bei einem Obst- und Gemüseverein, einem Familienzentrum in Wehlheiden, bei Dynamo Windrad, dem Pferdehof Klein Immenhof und dem Mädchenhaus Kassel.

In dem Projekt wird den Teilnehmenden ein praktischer Spracherwerb in Zusammenarbeit mit Deutsch-Muttersprachler*innen im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements ermöglicht. Dabei können spezifische Vermittlungshemmnisse der Kundengruppe, wie beispielsweise traumatische Erlebnisse oder kriegsbedingte körperliche Einschränkungen besonders berücksichtigt werden, wodurch den Kund*innen eine berufliche Eingliederung und soziale Teilhabe außerhalb ihres Milieus ermöglicht wird.

 

Erfolgreiches erstes Jahr

Im Februar 2021 mit den ersten Teilnehmer*innen gestartet, hat sich das Projekt schnell als Erfolgsmodell etabliert und wird daher fortgeführt. Dank der intensiven individuellen Begleitung wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Alle Kund*innen haben sich weiterentwickelt und tolle Integrationsschritte erzielt. Neben den messbaren Fortschritten gab es viele Integrationsschritte in sozialer und gesellschaftlicher Sicht. So konnten Vertrauen und Selbstvertrauen aufgebaut und die Motivation für die eigene Integration gesteigert werden. Einige Teilnehmer*innen haben neben der Arbeitsgelegenheit (wieder) einen Sprachkurs aufgenommen und sind so auf einem guten Weg. Zur großen Freude aller Beteiligten gab es auch direkte Integrationen in den allgemeinen Arbeitsmarkt durch die Aufnahme versicherungspflichtiger Beschäftigungen.

 

Bericht in der HNA vom 04. August 2022

 

(veröffentlicht 08.09.2022)